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Die Klemm Story |
von Harald Wegener |
Klemm L25d im Maßstab 1 : 2 Franz Schmied hat im deutschen Museum eine Klemm L25d gesehen und sich gedacht: Genau die bau' ich mir! Nun sind die Modelle, die der Franz baut, meist etwas besonderes. Und so hat auch hier der Franz ein Flugmodell geschaffen, das man nicht alle Tage sieht. Es ist eigentlich in jeder Hinsicht extrem! Aber schauen wir uns das doch mal an... Wenn Franz Schmied Holz einkauft, dann werden meist mehrere Modellbauhändler ausgeräumt. Denn der Bedarf von Franz ist enorm. Aber diesmal hat er wohl ein bisschen übertrieben. Was soll man mit 7,5 qm Birkensperrholz und 110 Balsabrettchen von 3mm Dicke anfangen? Das reicht für einen Durchschnittsmodellbauer mindestens 10 Jahre. Aber Franz ist halt nicht Durchschnitt. Seine Modelle auch nicht. Und so reicht das Holz bei ihm gerade mal für ein Flugzeug. Aber nicht für irgendeines. Nein, der Franz hat aus dem bisschen Holz in nur 3 Monaten eine Klemm L25d gezaubert. Aber nicht irgendeine Klemm, so wie die von Graupner oder Krick, nein die vom Franz ist schon ein bisschen größer und sicher auch ein bisschen einmaliger. Eine Klemm im Maßstab 1:2 hat es sein müssen, und natürlich wie alles vom MFG Geisenhausen, muß sie elektrisch fliegen. |
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Das Orginal wurde in den zwanziger Jahren von
der Firma KLEMM in Böblingen entwickelt. Es ist als Sport- und Reiseflugzeug
konzipiert und wurde zum Symbol des deutschen Leichtflugzeugbaus. Bei einem Rüstgewicht
von 425 kg genügte bei den ersten Mustern ein Daimler-Motor F 7520 mit ganzen 20PS um die
Klemm in die Luft zu bringen. Im Laufe der Zeit wurden 14 verschieden Motore eingebaut,
ein Hirth HM 60R mit 80 PS verhalf dem Flugzeug zu einer Höchstgeschwindigkeit von
160km/h. Hanna Reitsch, Heinz Rühmann und Ernst Udet sind einige bekannte Piloten, die
die Klemm L25 geflogen haben.
Aus dem Nachbaumaßstab von 1:2 ergibt sich eine Spannweite von genau 6,5m für das Modell. Zur Zeit muß für ein Flugmodell ein Gewichtslimit von 20kg eingehalten werden. Wird diese Grenze überschritten, muß das Modell eine offizielle Zulassung erhalten und darf nur noch auf zugelassenen Flugplätzen geflogen werden. Eine unkommode Sache, also galt es das Limit von 20kg unbedingt einzuhalten. Also hat der Franz die elektrische Ausrüstung gewogen, gerechnet und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß es bei super leichter Bauweise klappen müsste mit dem Gewicht. Aber man muß sehr sparsam mit dem Sekundenkleber sein. Eine 20g-Flasche Zacki muß reichen, jede weitere führt zu Übergewicht! Als Antrieb für dieses Modell fungieren zwei Elektromotoren Ultra 2000-5 die ihre Kraft über ein selbstgebautes Zahnriemengetriebe mit einer Untersetzung von 4,8:1 auf die Antriebswelle entfalten. Auf der Antriebswelle sorgt eine Luftschraube mit 32 Zoll Durchmesser und 21 Zoll Steigung für eine entsprechende Bewegung der Luftmassen. Bei diesem Großmodell ist wenigstens die Beschaffung einer passenden Luftschraube kein Problem, denn diese Latten werden für manntragende Ultralight-Flugzeuge verwendet. Dafür wiegt so ein Teil stolze 500g! Den nötigen Strom für die Motoren liefern 2 Akkupacks von je 24 Zellen mit 3Ah. In der Gewichtsbilanz haben dann auch die Antriebsakkus den größten Anteil, ca 4kg gehen auf ihr Konto. Die beiden Elektromotoren inclusive Getriebe schlagen mit 2kg zu Buche. Angesichts dieser Werte fällt die restliche elektrische Ausrüstung schon fast nicht mehr ins Gewicht. Ein PCM-Empfänger, insgesamt drei Empfängerakkus, je ein Servo für die beiden Höhenruderblätter, ein Servo für das Seitenruder und je eines für die beiden Querruder. Die Querruderservos befinden sich unmittelbar vor den Ruderflächen (jedes Ruder wiegt nur 70g!) und jedes wird von einem eigenen kleinen Akku mit Strom versorgt. Durch die große Spannweite schafft es der Strom sonst nicht bis zum Servo! Ja, der Drehzahlsteller entspricht auch nicht der Norm, für die elektrische Eingangsleistung (ca. 2kW) muß der Steller schon von der ganz dicken Sorte sein. Tja, damit wäre die Elektrik und der Antrieb schon beisammen, der klägliche Rest der verfügbaren 20kg kann nun auf Balsaholz, Sperrholz und CFK verteilt werden. Na dann, viel Spaß beim Verteilen! Aber halt, wir brauchen ja noch eine Luftschraube und Räder! Die Klemm kann ja nicht auf dem Bauch dahinrutschen! Angesichts dieser gewichtigen Verhältnisse ist der Franz sehr behutsam an das Thema
Gewicht verteilen herangegangen. |
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Auch im Rumpf hat der Franz CFK verarbeited. Aber nur ein klein wenig. Ein paar
Kohleröhrchen verstärken den Motorraum und verbinden ihn mit dem ebenfalls aus CFK
bestehenden Fahrwerk. Da die Antriebsakkus auch ganz vorne im Motorraum Unterschlupf
gefunden haben, befindet sich in diesem Bereich die kritische Masse des Flugzeugs. Durch
die Kohlerohre werden die Landestöße direkt von der schweren Antriebseinheit auf das
Fahrwerk übertragen, ohne daß der restliche Rumpf im Mitleidenschaft gezogen wird. Das
ist auch bitter nötig, denn der restliche Rumpf besteht im wesentlichen aus 0,4mm starkem
Sperrholz. Völlig ohne Gurte oder sonstigen Verstärkungen. Und kaum Spanten! Na ja,
vorne sind schon ein paar. Der Motorraum ist ja auch mit 1mm Sperrholz beplankt. Und vom
Motorraum bis zur Tragflächenhinterkante ist das Sperrholz immerhin 0,6mm dick! Also,
wenn das nicht hält...
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Die Tragflächen müssen natürlich abnehmbar sein. Die vier rechteckigen
CFK-Holme, die aus Fläche und Rumpf herausragen, sind einfach passend durchbohrt. Die
Holmstummel von Fläche und Rumpf liegen aufeinander und werden mit einer ordentlichen
Schraube verschraubt. Das Werkzeug hierfür, einen 10er Ringschlüssel kann man sich
leicht von einem Kollegen aus dessen Autowerkzeugkasten ausleihen.... Zwischen dem Flächenstummel am Rumpf und der eigentlichen Fläche klafft nun, bedingt durch die Verschraubung, ein großer Spalt. Dieser wird durch einen alufarben bebügelten Sperrholzstreifen abgedeckt. Franz mußte für diesen Streifen die letzten Reste des 0,4er Sperrholz zusammenkratzen (Beinahe wäre die Klemm aus Sperrholzmangel nicht fertig geworden!). Die Leitwerke sind wie die Tragfläche in leichtester Bauweise erstellt und
auch abnehmbar. Logisch. So, damit haben wir alles beisammen. Haaalt, die Räder! Die
Gummireifen von dem Sackkarren in der Werkstatt hätten die richtige Größe. Und die
würden auch toll rollen und bestimm gut federn. Und wenn man nur wenig Luft reintut,
schaut das bestimmt ganz toll aus, wenn die Klemm aufsetzt und die Felge die Ballonreifen
durchdrückt... Doch ein prüfender Blick auf die Reifen läßt den Gedanken sofort
zerplatzen. So ein Ding wiegt ja mindestens ein ganzes Kilo! Aber was dann? Leichte
Gummireifen in der Größe? Gibt es nicht! Ja, und mit dem ewigen Gewicht sparen hat es der Franz dann auch geschafft.
Flugfertig bleibt die Klemm haarscharf unter der magischen 20kg - Marke, und das mit geladenen
Akkus! Beinahe hätte ich es vergessen! Wie fliegt denn nun die Klemm? Daß sie fliegt beweisen die Fotos (dank digitaler Bildbearbeitung) eindeutig. Aber zunächst einmal ist da der Sound, wenn Franz den Gasknüppel nach vorne schiebt und die große Luftschraube die Luft in feine Scheibchen schneidet. Kraftvoll, bullig. Dann setzt sich die Klemm in Bewegung, hebt augenblicklich das Heck und bereits nach wenigen Metern verlieren die Räder den Bodenkontakt. Für den anschließenden Steigflug braucht die Klemm nur Halbgas. Das Flugbild ist einfach fantastisch. Wenn Franz noch einen Piloten (vieleicht den Heinz Rühmann?) hineinsetzt, wird ihm ein jeder Zuschauer begeistert zuwinken! Und die Klemm wird mit einem Wippen der Flächen zurückgrüssen! Das riesige Modell liegt einfach satt in der Luft, da gibt es keine Unruhe wie bei normalen Modellen. Das Modell fliegt langsam und majestätisch. Wenn den Piloten der Hafer sticht, kann man es auch ein bisschen jagen. Aber es ist keine Kunstflugmaschine, sondern ein Reiseflugzeug. Eine absolute Schau sind tiefe Vorbeiflüge mit anschließendem Steigflug und hochgezogenen Kehren. Aber nun geht der Strom zur Neige. Die Landekurve setzt Franz schon sehr weit draußen an. Mit Schleppgas holt er die Klemm zum Platz zurück. Über dem Mais schwebt sie daher. Motor aus. Fast streift sie die letzten Maisstauden. Nun slippt sie, um die restliche Höhe abzubauen. Gerade ausrichten. Die Räder berühren den Boden, die Klemm rollt noch 10, 20 Meter und senkt langsam das Heck. Das Ende der Landebahn kommt näher. Gas rein, Seite und die Klemm fährt vor dem Ende der Bahn einen Bogen. Im Gras neben der Bahn kommt sie zum Stehen. Applaus für Pilot und Konstrukteur! Weitere Berichte gibt es auf der Homepage von Harald Wegener ! |
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